2017-10-14

Der kosmische Witz hinter der Erleuchtung

Von Chad Foreman auf upliftconnect.com; übersetzt von Taygeta


Ist das Erkennen von Humor in der Erleuchtung der Schlüssel zu ihr?

Der grosse kosmische Witz ist, dass du das bist, was du suchst.

Bei allem religiösen und spirituellen Streben und Suchen auf diesem Planeten landet man am Schluss immer wieder dort, wo man angefangen hat. Wenn das kein fantastischer Witz ist, der ein echt gutes Bauchlachen wert ist, dann weiss ich nicht, was es sonst ist. Wir alle suchen in den Dingen der Welt nach Glück, Frieden und Erfüllung, doch all diese Dinge sind in unserer ureigenen Natur enthalten – in unserem eigenen Zentrum des Seins. Über alle Zeiten hinweg haben Meditationsmeister und Mystiker diesen Joke erkannt, so wie auch der Zen-Meister Thich Nhat Hanh, der erklärte:


Ich lache, wenn ich daran denke, wie ich mir einmal das Paradies als ein Reich ausserhalb der Welt, in die wir hinein geboren wurden, vorstellte. Genau in dieser Welt von Geburt und Tod wird die wundersame Wahrheit offenbart. Aber es ist nicht das Lachen von jemandem, der plötzlich ein grosses Vermögen gewonnen hat; auch nicht das Lachen von jemandem, der einen Sieg errungen hat. Es ist vielmehr das Lachen eines Menschen, der, nachdem er schmerzvoll lange nach etwas gesucht hat, es eines Morgens unerwartet in der Jackentasche findet. ~ Thich Nhat Hanh

Haben wir die Erleuchtung zu ernst genommen?

Die Buddhisten sind schon seit einiger Zeit diesem Witz auf der Spur, und ein Haupttraining bei ihnen besteht darin, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen. Zeigt sich das Nicht-Anhaften nicht am schönsten im Sinn für Humor? Buddha erkannte, dass alle Zustände der Welt vorübergehend sind und irgendeinen davon allzu ernst zu nehmen, verursacht Leid.


Ich weiss nicht, wieso die Menschen aus dieser einfachen Wahrheit so eine grosse Sache gemacht haben. Wohl weil alle anderen die Dinge so ernst nahmen und dabei viele Probleme für sich selbst verursachten, verehrten sie Buddha und sein erleuchtet Sein, beteten ihn an, schufen eine weitere Religion und haben schliesslich über die Jahre hinweg grösstenteils den grundlegenden Punkt verfehlt. Ein anderer buddhistischer Meditierender, Longchenpa, erkannte diese einfache Wahrheit zwei tausend Jahre später wieder und sagte:

Da alles nur Täuschung ist, und nichts zu tun hat mit Gut oder Böse, mit Akzeptanz oder Ablehnung, kann man sehr wohl in ein Lachen ausbrechen.

Was ist mit der Warnung von spirituellen Lehrern, dass alles, was du denkst, dass du bist, eine kluge Lüge ist, konstruiert durch einen psychologischen Abwehrmechanismus gegen die existentielle Erkenntnis der Wahrheit, dass alles vergänglich ist? Mit anderen Worten, du bist nicht der, für den du dich hältst. Das ist ziemlich lustig, oder?


Die Buddhisten sind schon seit einiger Zeit diesem Witz auf der Spur

Hierüber zu lachen und sich selbst nicht ernst zu nehmen, ist ein weiterer wunderbarer Bewältigungsmechanismus, um solche scheinbar harten Wahrheiten verarbeiten zu können. Wie Longchenpa sagt, kann man darüber gut lachen, oder wie der zeitgenössische Zen-Meister Adyashanti erklärt:

Wir erkennen – oft ganz plötzlich –, dass unser Selbstgefühl, das aus unseren Ideen, Überzeugungen und Bildern geformt und konstruiert wurde, nicht das ist, was wir wirklich sind. Es definiert uns nicht, es ist nicht in uns zentriert.

Ich habe hunderte spirituelle Lehrer beobachtet und die besten haben eine gemeinsame Eigenschaft – sie kichern oft. Sogar mein buddhistischer Hauptlehrer, ein intellektueller Riese in der tibetisch-buddhistischen Tradition Gelug-pa, kündet seine Ankunft im Tempel oft mit Lachanfällen an. Ein weiterer Lieblingslehrer von mir ist Alan Watts, den man keine 5 Minuten lang sehen kann, ohne sein ansteckendes Gelächter gehört zu bekommen, und der aktuelle Dalai Lama ist schon fast berühmt für sein warmes Kichern. Alan Watts bemerkte einmal:


Der Humor von Alan Watts

Die Menschen leiden nur, weil sie das ernst nehmen, was die Götter nur zum Spass gemacht haben.

Lachen und Humor sind nicht nur einfach Albernheit. Sie können ein scharfes Werkzeug sein, um den Bullshit zu durchbrechen. Oft sind es in der Gesellschaft die Komiker, die als einzige die Wahrheit sagen. Nicht die Politiker, nicht die Priester und nicht einmal die Schullehrer, sondern die Leute, die zurücktreten und die Lächerlichkeit des Zeitgeschehens sehen können. Tatsächlich erhalten immer mehr Leute ihre wahrheitsgemässen politischen Informationen von ‚The Late Show’ und von den Komikern wie dem verstorbenen Bill Hicks und George Carlin, die kleine ernüchternde Dosen der Wirklichkeit liefern konnten, die sehr zutreffend und folglich wirklich sehr lustig waren. Komiker weisen oft auf die Diskrepanz hin zwischen dem, was wir denken, dass die Dinge sind und dem, was sie wirklich sind, und die zum Glück ein Lachen hervorrufen können. Leider neigen die Leute dazu, dass sie dann wieder, nachdem das Lachen nachgelassen hat, zurück kehren in ihr auf Lügen basierendes Leben.

Der erleuchtete Narr ist derjenige, der die Ego-Trips der Gesellschaft sieht und mitten darin immer noch Freude und Lachen finden kann. Der Narr ist oft der Erleuchtete, der mit einer verrückten Weisheit, mit Lachen und Witzen als Waffe die irdische Konformität durchschneidet und das latente Kindliche, das direkt unter der Oberfläche aller Ernsthaftigkeit brodelt, wie eine Glückseligkeit ans Licht bringen kann. Der Narr besitzt eine Weisheit, die ausserhalb der Reichweite des Konformisten liegt, eine spielerische Einstellung verbunden mit enormer Kreativität.


Ein junger George Carlin

Humor ist auch extrem heilend. Es wird gesagt, dass Lachen die beste Medizin sei, und das ist wahr. Es kann auch den Stress und die Anspannung des Alltags mildern, die Langeweile am Arbeitsplatz verringern und Menschen unterschiedlicher Herkunft vereinen. Im Allgemeinen nimmt jeder sich selbst und andere zu ernst.

Wenn also Humor heilen kann, wenn er entspannen, Menschen vereinen, das Ego aufschnüren und unterhaltend sein kann, dann ist das für mich aufschlussreich genug.

Was mich nun zur lachhaften Art und Weise bringt, wie die meisten Menschen Erleuchtung auffassen, nämlich dass ein erleuchteter Mensch ein perfekter Mensch sein muss. Perfekte Tugend, perfekte Liebe, perfektes Wissen, und als ein perfekter Meditationslehrer scherzt er sogar mit einem perfekt riechenden Sandelholzfurz. Dieses Ideal eines vollkommenen Menschen ist ein Witz für sich und existiert in Wirklichkeit nicht. Es schafft Kulte der Anbetung um Menschen, die als perfekt angesehen werden und belegt nur den Rest von uns mit Schuldgefühlen, weil wir diesen idealistischen Phantasien nicht gerecht werden.


Humor ist so heilend, dass viele sich einem Lach-Yoga-Kurs zuwenden

Wenn Nietzsche erklärt hat, dass „Gott tot ist“ und Zen-Buddhisten uns dazu auffordern, „Buddha auf der Strasse zu töten“, möchte ich hinzufügen, dass wenn du an einen perfekten Guru glaubst – schlag dir eine Ohrfeige ins Gesicht und schau, ob dir es nicht weh tut. Das ist die Realität.

Die Realität ist vollkommen, weil in ihr alle menschlichen Gefühle von Traurigkeit und Verzweiflung bis hin zu Hochgefühl und Freude vorkommen. Der Versuch, perfekte Emotionen und ein perfektes Leben zu haben, lädt nur zu Enttäuschung und emotionalem Absturz ein. Wie Alan Watts sagt, man kann das Hinauf nicht ohne das Hinunter haben oder auch nicht Recht ohne Unrecht.

Alles was du tun musst, ist du selbst zu sein.

Was also einzig bleibt ist, dass du einfach nur dein natürliches Selbst bist.

Wie jemand einmal sagte, wenn man über sich selbst lachen kann, wird es einem nie an Material fehlen. Oder wie Brad Warner, einer meiner Lieblings-Zen-Lehrer sagt:

Der Zustand der Mehrdeutigkeit – diese unordentliche, glitschige, durcheinandergebrachte, verwirrte und schreckliche Situation, die du gerade durchlebst – ist Erleuchtung selbst.


Wie es doch erleuchtend es ist, sich selbst zu sein

Ein weiterer kosmischer Witz ist, dass wir alle sterben werden. Dieses ist nicht erschreckend, es ist Wirklichkeit. Natürlich haben die Religionen ein Geschäft daraus gemacht, uns zu versprechen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, und dass alle unsere Taten Konsequenzen nach dem Tod haben werden. Die Furcht vor Feuer und Schwefel oder der Wunsch nach Jungfrauen im Himmel sind potente Motivatoren für verantwortungsvolles Handeln in unserem Leben – und auch ein machtvoller Aufruf, die Priester, Kirchen und traditionellen Abstammungslinien ernst zu nehmen. Das ist der älteste Trick im ‚Buch’. Aber es ist an der Zeit, erwachsen zu werden und verantwortungsbewusst zu handeln, ohne an Märchen zu glauben. Wir leben, wir lieben, wir wachsen, wir sterben. Das ist absolut schön und bezaubernd genug. Wie Osho sagte:

Das Leben, wie es ist, sollte Grund genug zum Lachen sein. Es ist so absurd, es ist so albern. Es ist so schön, es ist so wunderbar. Es ist alles Mögliche zusammen. Es ist ein grosser kosmischer Witz.

Wohin führt uns der kosmische Witz? Zurück zum Ausgangspunkt; zur unverfälschten reinen Freude am Leben, lachend ohne Grund, grinsend wie total verrückt. Das Leben wird zum Spiel statt zur lästigen Pflicht, zum kosmischen Tanz auf dem Nadelkopf der Ewigkeit.

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